Was sind eigentlich Interdependenzen bei Teams?
- Fred Malich
- 12. Dez. 2024
- 2 Min. Lesezeit

In berufsbezogenen sozialen Netzwerken werden von Usern öfters berufliche Konflikte vorgestellt und dafür Lösungsvorschläge erbeten. Der konkrete Post liest sich dann z.B. so: "Im Projektteam sind sich Tom und Laila einig: wenn die Einführung des CRM-Moduls überhaupt gelingen soll, muss zuerst eine Bereinigung der Kundenstammdaten erfolgen. Dennis, der solche Projekte schon in der Vergangenheit begleitet hat, warnt jedoch, dass dann der ganze Zeitplan kippen könnte. Dennis ist deshalb strikt gegen Toms und Lailas Idee. Welche Empfehlungen würdet Ihr dem Team geben?" Die entsprechenden Antworten anderer User folgen dann häufig einem Tu das- oder Lass jenes-Schema.
Aus Sicht von coopartner hilft es entscheidend, zunächst ein strukturiertes Verständnis der Aufgabe herzustellen. Hierzu könnten sich z.B. folgende Fragen eignen:
Situation: Was sind die relevanten Eigeninteressen jeder Person im Team? Welche strategischen Interessen verfolgt jede Person darüber hinaus? In welchem Stadium befindet sich das Projekt aktuell? Welche stakeholders haben welche Erwartungen an das Projekt?
Interaktion: Welches Abhängigkeitsverhältnis besteht zwischen den Personen? Wie werden Entscheidungen in diesem Team herbeigeführt? Welche Anreize zur Erzielung eines guten Projektergebnisses haben die Personen?
Andere Einflussfaktoren: Welche Werte dominieren das eigene soziale Verhalten jeder Person? Wie geht jede Person mit Entscheidungen um, die sich nachträglich als Fehler herausstellen? Von welchen Grundgefühlen lässt sich jede Person bei ihrer Arbeit leiten?
Die hier skizzierte Herangehensweise steht in Übereinklang mit der Interdependenztheorie, eine der großen klassischen Theorien der Sozialpsychologie. Deren erste Ansätze wurden von den beiden US-Amerikanern John W. Thibaut (1917–1986) and Harold H. Kelley (1921–2003) bereits 1959 vorgestellt. Da diese Theorie ganz allgemein die Grundlagen sozialen Austausches beschreibt, kann sie auf fast alle sozialen Situationen angewendet werden.
Unter anderem ist eines ihrer Elemente die Erkenntnis, dass dauerhafte Beziehungen zwischen Personen immer wechselseitig vorteilhaft sein müssen. Sind also für eine Person die Kosten einer Beziehung dauerhaft höher als die damit verbundenen Erträge, dann wird sie diese Beziehung früher oder später aufgeben. Teams bestehen üblicherweise nicht auf Dauer. Trotzdem ist es insbesondere für eine Teamleitung sinnvoll, diesem Zusammenhang in der Tagesarbeit geeignet Rechnung zu tragen.