Was ist bei einem Team eigentlich die ideale Größe?
- Fred Malich

- 30. Sept.
- 2 Min. Lesezeit

[Okt 2025] Allgemein gesprochen sind Teams Gruppen von Individuen, die spezifische Aufgaben zeitgerecht lösen sollen. Solche Aufgaben können einmaligen oder revolvierenden Charakter haben. Dementsprechend kann die Existenz von Teams befristet oder unbefristet sein. Spezifische Vorgaben zu deren Größe gibt es häufig keine. Spielt deshalb bei Teams die Größe keinerlei Rolle?
Öffentlich wird über die Bildung, Veränderung oder Abschaffung von Teams meistens gesprochen, wenn Organisationen massive Veränderungsprozess durchlaufen sollen. So wurde jüngst in Deutschland der Austausch des Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn von der Ankündigung begleitet, dabei gleichzeitig den Vorstand zu verkleinern. Die Lufthansa-Gruppe hat unlängst angekündigt, im Zuge weiterer Digitalisierung 4.000 Stellen in der Administration abzubauen. Und erst vor wenigen Tagen überraschte der Autozulieferer Bosch mit der Nachricht, dass dort kurzfristig weitere 13.000 Stellen nicht nur in der Verwaltung, sondern auch in Entwicklung, Vertrieb und Produktion wegfallen sollen. In allen Fällen sind auch existierende Teams betroffen. Und allen Fällen ist gemein, dass die Bedeutung dieser Vorhaben für die jeweiligen Teams zunächst unklar bleibt.
Vor diesem Hintergrund lohnt es sich, über einige grundlegende Aspekte zur Größenbemessung erfolgreicher Teams zu sprechen, denn Teams haben es üblicherweise mit einer Vielzahl von Informationen bzw. Reizen zu tun. Dazu zählen zunächst die Kenntnis und das Zusammenspiel wesentlicher Parameter der Aufgabe. Aus der Art der Kommunikation innerhalb des Teams, aus dem Umgang mit Unerwartetem (neue Sachverhalte, Emotionen, Störungen etc.) sowie der Art der Entscheidungsfindung im Team resultieren weitere Reize und zwar gerade dann, wenn diese Dinge eingangs nicht ausreichend besprochen sind. Last but not least berichten Teammitglieder regelmäßig davon, dass sie die Kürze der Bearbeitungszeit als wesentliche Einschränkung und Quelle von Demotivation wahrnehmen.
Aus dieser Auswahl von Anforderungen an Teammitglieder wird klar, dass „möglichst klein“ als Vorgabe für eine ideale Teamgröße bei komplexen Transformationsprozessen zu unspezifisch ist. Hilfreich kann es sein, die Arbeit von Teams als immateriellen Austauschprozess anzusehen, der zwischen den Mitgliedern möglichst viel Interaktion erzeugen soll: Beiträge einer Person erzeugen Antworten anderer Personen mit der Folge weiterer Beiträge bzw. Antworten dieser Person oder aus dem Team. Entsprechend der Theorie des sozialen Austausches (Thibaut, Kelley) bewerten Teammitglieder entsprechende Antworten hinsichtlich eines daraus erzielbaren Nutzens oder damit verbundener Kosten. Aus der strukturierten Abwägung von Nutzen und Kosten lassen sich anschließend Lösungsoptionen ableiten.
Im Sinne einer möglichst hohen Varianz an Ideen spricht also einiges dafür, viele Personen als „Ideenträger“ für ein Team vorzusehen. Danach sollte allerdings die Frage gestellt werden, ob die so ermittelte Zahl an Teammitgliedern eine vernünftige Steuerung der eigentlichen Arbeit noch zulässt. Dazu zählt insbesondere die Fähigkeit der Teamleitung, Konflikte zwischen Teammitgliedern zu erkennen und für alle Beteiligten zufriedenstellend zu steuern.
Die Erfahrung von coopartner ist, dass die Führung von Teams mittlerer Größe, d.h. 5 bis 10 Personen, bereits sehr anspruchsvoll für eine einzelne Person ist. Darüber hinausgehende Teamgrößen erfordern von der Teamleitung sowohl mehr Zeit für Vor- und Nachbereitung als auch für die Beziehungspflege und zwar gerade dann, wenn im Team ein lebendiger Austauschstil gepflegt werden soll.



